Heute ist ein sehr besonderer Tag für uns als Familie. Der 01. März!
Heute vor 5 Jahren holten wir dich, Thaio, über eine Kinderadoption direkt aus Bangkok ab. In unserem Leben als Adoptiveltern war es eines der spannendsten Abenteuer, die wir erleben durften. Und weil es jedes Jahr wieder neue frühere Erinnerungen wachruft, schreibe ich heute darüber. Über unser Lebensglück Thaio ☺.
Inhaltsverzeichnis:
Warum Thaio jedes Jahr zwei Geburtstagskuchen bekommt
Jedes Jahr feiern wir mit Thaio, unserem kleinen großen Herzensmenschen, ein kleines Fest. Ein Willkommens – wir denken an die erste Zeit zurück – wir sind immer für dich da – Fest.
Thaio, unser Glück über eine Kinderadoption! Für dieses kleine Fest ist der 1.März dafür schon reserviert.
Heute vor fünf Jahren ist unser Kinderwunsch endlich in Erfüllung gegangen. Heute vor fünf Jahren kamst du, kleiner Thaio, durch eine Adoption zu uns.
Schon fünf Jahre… Wo sind sie geblieben?
Gern würde ich die Uhr zurückstellen. Denn die Momente mit dir, mein kleiner süßer Schatz, sind viel zu schnell verflogen.
Warst du nicht gerade noch dabei, Treppen steigen zu lernen, nachdem wir dich aus dem Kinderheim abgeholt hatten? Weil es dort keine Treppen gab?
Und waren wir nicht eben noch mit dir in Frankfurt, deiner ersten Heimatstadt in Deutschland, und beim Kinderturnen bei Vivien?
Oder freitags im „Mukiva“, dem Kindertreff, wo du deine ersten kleinen Freunde kennengelernt hattest?
Haben wir nicht gestern noch gemeinsam beobachtet, wo der Besen an einem Müllauto versteckt wird? Und saßt du nicht dabei staunend auf deinem kleinen hellblauen Laufrad?
Kann es sein, dass die Zeit wie eine Kaugummiblase, die du gerade übst, vergeht?
Der Grund, warum wir uns keine andere Kinderadoption vorstellen können
Lieber Thaio.
Wir hätten kein anderes Kind haben wollen. Nur dich. Du passt so gut zu uns! Perfekt sozusagen.
Wie kann es sein, dass du uns ausgesucht hast? Unter den vielen anderen Eltern, die ein Kind wie dich suchen?
Wer hatte ein so gutes Gefühl für uns drei, wer hat es so geplant?
Wie kann es sein, dass wir alle gut zusammen passen?
Wem kann man danken? Oder anders – wem können wir dafür nicht genug danken?
Wir sind immer noch ganz verliebt in dich. Und wir hoffen, du merkst es Tag für Tag.
Und wir werden es immer bleiben. Verliebt fürs Leben. In unseren Jungen mit den hübschesten Mandelaugen, die es für uns gibt ☺.
Wir lieben es, wenn du sagst, du fühlst dich wohl.
Wir lieben es, wenn du fröhlich herumtobst, alle Türrahmen hoch und runter kletternd.
Und lieben dich, auch wenn du nicht aufhörst mit etwas, obwohl wir es mehrmals gesagt hatten.
Wir fühlen mit dir, wenn du dich über einen nicht gelingen wollenden Legoaufbau ärgerst. Oder „traubig“ bist, weil du denkst, dass du der Einzige auf Welt bist, der zur Logopädie gehen musst.
Wir leiden mit dir, wenn ein Zahn wackelt, aber nicht herausfallen will. Trotz intensivstem Nachhelfen mit deiner Zunge oder den Fingern.
Wir freuen uns mit dir, wenn du dich über etwas freust.
Und wir freuen uns für dich, weil du dich noch so ehrlich freuen kannst.
In guten wie in schlechten Zeiten. Und auf ewig.
Du, unser liebster kostbarster Schatz …
Wir wollen dir helfen, wann immer du unsere Hilfe brauchst.
Dich schützen vor Dingen, vor denen du beschützt werden musst.
Und dich immer immer lieben, was du auch immer planst und vielleicht auch anstellst. Auch wenn es vielleicht nicht immer sofort so aussieht auf unseren Eltern-Gesichtern ; ).
Wie unser Familienbericht die Sozialbearbeiterin schnell überzeugen konnte
Heute morgen erinnerte ich mich noch an einen Bericht, den ich dem Jugendamt geschrieben hatte.
Es sollte ein kleiner Lebensbericht über unser Kind Thaio und über die Kinderadoption geschrieben werden.
Eine weitere kleine Hausaufgabe in unserem großen Buch der Kinderadoption. Dieser Bericht war wichtig, um die schwache Adoption Thaios in eine starke umzuwandeln.
Die Anhörung fand dann später vor dem Familiengericht statt. Es ist allerdings eine andere Geschichte. Aber nicht weniger spannend ; ).
Ich schrieb.
Mir fiel nichts leichter als das. Warum auch? Ich durfte meine Gefühle beschreiben, die mein Mann Dirk und ich bei der Kinderadoption hatten. Vor der Abholung, während dessen und danach.
Wenn man etwas ausgesprochen gern und mit Leidenschaft macht (und dann auch noch mag), kann es nicht schwer fallen. Dann läuft es einfach.
Geht es dir nicht auch so?
Also schrieb ich. Es kam mir vor, als ob ich die erste Zeit mit unserem Adoptivkind noch einmal für einen Augenblick durchlebte. Ich musste einfach nur meine Gedanken hierzu festhalten.
Für das Jugendamt habe ich sicherlich nicht das kleinste Detail benannt, aber gegen offene und ehrliche Gefühle konnten sie nichts einwenden. Gerade wenn es um das Adoptieren eines Kindes ging.
Und so war es dann auch.
Hier ein paar Rückblicke aus der ersten Zeit, geschrieben für das bayrische Jugendamt.
Willst du mich spontan auf meine Reise nach Thailand begleiten?
In dem Bericht, den ich verfasste, kannst du uns emotional begleiten. Und etwas mitnehmen, was das Herz erwärmt.
Los gehts:
Liebe Frau Gotthardt,
Hier kommt der noch fehlende Familienbericht.
Wir sind am 27.02.13 nach Thailand geflogen. Vorher gab es schon eine große Aufregung, denn unsere gesamte Familie und unsere Freunde haben mitgefiebert und waren sehr gespannt auf unser kommendes neues Familienmitglied.
Am 01.03.13 ging es endlich los! Der 1.Tag war für alle sehr aufregend. In der Nacht zuvor schlief ich unruhig. Fragen überschlugen sich vor dem Einschlafen. Obwohl wir uns lange darauf vorbereiten konnten, war die Situation nun endlich konkret. Ein Leben mit Thaio war in unmittelbare Nähe gerückt.
Was ist, wenn er nicht richtig isst, was wir ihm geben – vielleicht lieber schon morgens Reis mag? Wie schläft er, wie reagiert er auf uns, auf seine neuen und frischgebackenen Eltern? Fremdelt er sehr?
Wir sind gegen 10h in dem Kinderheim in Bangkok angekommen und haben Thaio sofort hinter der Absperrung entdecken können.
Ich musste schon sehr schlucken, so ergriffen war ich. Zuerst aber gab es noch einige Formalitäten für die Kinderadoption zu klären. Die Leitung des Heimes war sehr nett. Sie sagte auch, dass Thaio ihrer Meinung nach zu lange in dem Kinderheim war. Es hätte viel früher klappen können, aber die Formulare dafür wurden einfach nicht von den Behörden unterschrieben. Obwohl die Papiere immer wieder vorgelegt wurden.
Traurig war es natürlich sehr, aber nun endlich hatten wir ihn ja, unseren Thaio! Dann endlich durften wir zu ihm. Es wurde nicht lange gezögert und er wurde mir sofort auf den Schoß gesetzt. Ich fand es fast zu schnell für den kleinen Mann, aber er blieb sitzen und ließ sich sogar vorsichtig durchkitzeln. Dann befühlte er fasziniert Dirks Bart. Was für ein süßer, kleiner und hübscher Junge. Ich hatte nur Augen für ihn.
Uns wurde schon in dem Gespräch vorab von der Heimleiterin zu verstehen gegeben, dass es besser wäre, so bald wie möglich das Heim zu verlassen. Thaio sollte nicht denken, wir wären nur zum Spielen gekommen wie es Volontäre dort handhaben.
Nach ca.1,5 Stunden saßen wir wieder im Taxi auf dem Weg zurück zu unserem Hotel. Thaio hat die Fahrt anstandslos mitgemacht. Voller Vertrauen in eine ungewisse Zukunft, so ein kleiner tapferer Mann.
Statt sich über die Zukunft zu sorgen, fand Thaio den automatischen Fensterheber sehr interessant und probierte ihn immer wieder aus.
Im Hotel angekommen war Thaio, wie wir alle, erschöpft und schlief in dem für ihn mitgebrachten Buggy nach einiger Zeit ein. Den Schlaf hatte er sich wirklich verdient. Und wir bewunderten ihn, so süß friedlich schlafend mit 2 Fingern nuckelnd im Mund.
Nach dieser Pause hatten wir alle erst einmal Appetit. Wir kochten etwas Reis mit Gemüse in unserer kleinen Küchenecke. Reis gab es, weil wir uns denken konnten, dass unser kleiner Adoptiv-Junge gewohnt war, ihn zu essen.
Thaio saß bei seiner ersten Mahlzeit bei Dirk auf dem Schoß und ließ sich füttern. Bald entdeckten wir, dass er schon sehr gut allein essen konnte. Er mochte den Reis und das Gemüse dazu. Es erleichterte uns sehr, dass er etwas aß.
Was uns gleich auffiel: Der Kleine hatte gute Essgewohnheiten – er sammelte allerdings auch ganz gern etwas vom Boden auf, um es in den Mund zu stecken.. Thaio hatte von dem ersten Moment an alles gegessen, was auch uns schmeckte. Später stellten wir fest, dass unser Adoptivkind Dinge wie Spielzeuge oder Schuhe wieder zurück stellte, wo er sie hergenommen hat. Er hat es sicherlich so im Kinderheim gelernt.
Wir gingen anschließend hinunter zum Pool und spielten mit ihm am Beckenrand. Der Tag ging schnell zu Ende und um 19h lagen wir alle nebeneinander im Bett. Thaio lag in der Mitte.
Wir warteten darauf, dass der kleiner Fratz einschlief. Er schlief tatsächlich die gesamte Nacht durch, trotz neuer Umgebung, neuer Menschen und neuen Geräuschen – er hatte wieder einmal unsere volle Bewunderung!
Um 7h war er wach und wollte sofort aufstehen. Man merkte, dass er sehr verunsichert war und die Situation noch nicht ganz einzuschätzen wusste. Wir spielten mit einem Ball, bis es Zeit zum Frühstücken war. Unten im Frühstücksraum war das Personal sehr freundlich zu uns. Es gab unter vielem Anderen Rührei, eines von Thaios Lieblingsspeisen in dieser Zeit! Damit war der Start des Tages gelungen.
Wir Adoptiveltern und unser Thaio lernten uns gegenseitig von Tag zu Tag und nach der Kinderadoption besser kennen. Nun wussten wir – wenn Thaio etwas nicht mochte, setzte er sich auf den Boden und weinte kurz und laut. Und so dicke Tränchen rollten an seinen Wangen hinunter … Dann war sein Zorn bald wieder verraucht und es konnte weiter gehen.
So viele lustige süße Momente hatten wir schon, an denen er uns gern mal den Spiegel vorhielt/ hält oder Quatsch macht – wie jedes andere Kind auch.
So vergingen die ersten 2 gemeinsamen Wochen in Thailand und sie waren relativ unkompliziert.
Wir konnten es manches Mal nicht glauben, dass es alles so gut und entspannt ablief. Wir als „neue“ Eltern waren sehr guter Dinge und Thaio scheinbar auch.
In dieser Zeit hatten wir das Visum für unser momentan Noch-Pflegekind beantragt, damit er überhaupt nach Deutschland einreisen durfte. Das Erstellen des Visums benötigte einige Tage, deshalb flogen wir auch erst am 13.03. zurück.
Es war alles sehr gut vorbereitet von dem Adoptiv-Verein, mit der wir diesen Schritt zu unserer Kinderadoption gegangen waren. Zwischenzeitlich genossen wir zu dritt Wetter, Land und Leute. Im Hotel gab es einen kleinen Park mit einem Spielplatz, so dass wir nicht immer „hinaus“ mussten. Und wenn doch, war sehr Vieles gut erreichbar.
Zum Abkühlen bei 30-35 Grad gab es den hoteleigenen Pool. Thaio war noch nicht so wassererprobt, aber ein großes Interesse daran war schon da. Vor dem Duschen hatte er ebenfalls großen Respekt, aber nach ein paar Tagen war auch das vorbei.
Der Rückflug nach Deutschland war für uns alle entspannt: Thaio hatte nach einer guten Portion Reis, die wir vorher noch in unserem Apartment gekocht und zum Flughafen mitgenommen hatten, gut schlafen können.
Für die Fluggästen, die bei uns in der Nähe saßen, hatten wir Tütchen mit Süßigkeiten, Ohrstöpsel und dazu einen kleinen Brief verteilt, weil wir nicht wussten, wie Thaio auf seinen ersten Flug nach Frankfurt reagiert.
Wir hätten es uns sparen können, so reibungslos lief es zum Glück ab (…).
Wie wir Thaio durch eine Ritterrüstung schützen wollen
Zusammengefasst hatten wir schon eine tollte unkomplizierte Anfangszeit. Es sollte wohl alles so sein. Ändern kann es sich immer, sicherlich (die typisch deutsch vorsichtige Denkweise ; ).
Trotzdem: Nun, wo Thaio schon so groß ist, denken wir immer noch: es läuft! : )
Vielleicht auch, weil wir versuchen, nichts zu dramatisieren. Dirk kann es besser als ich. Muss ich hier tatsächlich zugeben ; ) Die Gelassenheit der Männer.
Von manchen maßgeblichen Dingen sind wir aber beide gleichermaßen überzeugt:
Die Schule? Sie kommt ganz sicher nach diesem Sommer. Aber wir wollen Thaio nicht frustrieren.Natürlich würden wir uns freuen, wenn er Spaß an der Schule hat. Und leicht lernen kann. Die Hausaufgaben müssen natürlich auch immer gemacht werden. Na klar.
Aber wenn es mal nicht so gut läuft? Dann müssen wir damit auch umgehen lernen. Und werden hoffentlich entspannt und besonnen sein.Wir wollen ihm keinen unnötigen Druck machen. Zu den Eltern, die sich schon vor der Einschulung über das „richtige“ Gymnasium Gedanken machen, gehören wir nicht.
Was wissen wir denn jetzt schon über Thaios Lernverhalten? Druck gibt es gerade hier in Bayern diesbezüglich schon genug. Für uns unverständlich. Und gnadenlos für die Kindern.
Warum? Das haben wir noch nicht herausgefunden.
Und die Worte, die noch nicht flüssig aus Thaios Mund kommen wollen? Na, sie wird es sicherlich bald geben. Das übt sich. : )
Gleich werde ich Thaio abholen. Er ist meistens gut gelaunt und fröhlich, wenn wir uns wieder sehen. Das ist herzerwärmend. Wir kuscheln (noch) viel. Das finden wir alle wichtig.
Heute wollte er gern etwas für die anderen Kinder in seiner Vorschule mitbringen. An seinem Tag. Ein paar kleine Schokoküsse fanden wir beide ganz passend.
Nicht zu groß, denn vor kurzem hatte Thaio gerade Geburtstag. Und da gab es schon sehr bunte, klebrig süße Muffins.
Wir finden, dass Thaio stolz sein darf, einen kleinen zweiten Geburtstag feiern zu können.
Und eine besondere Aufmerksamkeit bekommt.
Wir Adoptiveltern wollen ihn stark machen, ihn fördern. Für den Fall, dass er negative Erfahrungen machen muss. Weil vielleicht einige um uns herum keine Kinder mögen, die durch eine Kinderadoption zu ihren Eltern gekommen sind.
Dann kann er hoffentlich seine emotionale Ritterrüstung überwerfen und ist gewappnet. Gegen negative Anfeindungen, was seine Vergangenheit betrifft. Oder auch die Gegenwart, wer weiß.
Wir hoffen, es gelingt uns.
Warum es eigentlich Gemüsesuppen gibt
Wenn Thao nachher in die Tür kommt, wird er sich vielleicht noch einmal beschweren. Darüber, dass ich zu dem Schokoladenkuchen-Teig von heute morgen noch Bananen dazu gegeben hatte.
Damit muss ich dann leben. Warum hab ich es denn auch gemacht? .. ; )
Er wird danach sicherlich seine neue CD über Vampire anhören und fleißig mitsingen, denn er kennt sie schon durch die Vorschule.
Wiederholungen sind in Thaios Leben nämlich nicht schlimm. Es sei denn, es gibt wieder diese Gemüsesuppe. Warum gibt’s die denn eigentlich immer wieder? …
Dann sagt er vielleicht wie gestern abend: „Ich musste heute so viel ertragen: Meine Sachen vom Fußboden aufheben, ich durfte keinen Film schauen und Gemüsesuppe musste ich auch essen.“
Wenn man so etwas hört und das Gesicht vom dem kleinen Protestler sieht, darf man aber nicht lachen.
Sonst gibt’s Ärger. ; ). Und dann lacht man als Mami manchmal auch nicht mehr. Denn auch Kinder können RICHTIG wütend werden. Zum Glück nur manchmal ; )
Auweia.
Der Grund, warum ich gerade dir von der Kinderadoption erzähle
Ich teile unser Glück von unserer Kinderadoption und unserem Kind sehr gern. Aber sicherlich nicht, um zu zeigen, was du vielleicht (noch) nicht hast.
Sondern um dir Mut zu machen, einen ähnlichen oder gleichen Weg zu gehen.
Ich möchte dir einfach raten: Verliere dein Ziel nicht aus den Augen. Und schaue dich um.
Ganz gleich, ob du ein Waisenkind adoptieren möchtest, ein Kind zur Pflege aufnimmst oder sehr gern dein leibliches Kind in deinen Armen halten möchtest.
Ob du dafür ins Ausland gehst oder es in Deutschland planst.
Viele Wege können zu deinem Wunschkind führen. Bei uns war es der Weg über eine Adoption.
Ein langer, aber glücklicher Weg.
Weißt du schon, welchen Weg du wählst?
Ich bin gespannt!
Liebe Grüße
Bärbel